Name der Künstlerin
Cindy Sherman
Titel des Werks
Untitled Film Stills
Jahr
1977–1980
Technik
Schwarz-Weiß-Fotografie
Material
Silbergelatineabzug
Standort
Sammlung Kunstmuseum Wolfsburg
Wie eine Schauspielerin in ausgedachten Filmen aus den 50er- und 60er-Jahren inszeniert sich Cindy Sherman auf ihren Schwarz-Weiß-Fotografien der Serie Untitled Film Stills. Für jedes Bild schlüpfte die Künstlerin in andere Kleider, schminkte sich ein anderes Aussehen ins Gesicht. Was erzählen die Bilder, die aussehen, als wären sie aus einem Film, der nie gedreht wurde? Wer ist Cindy Sherman hinter all ihren Masken?

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Cindy Sherman, Untitled Film Still, 1980, Gelatin silver print
© Cindy Sherman, Courtesy the artist and Hauser & Wirth

Werkbeschreibung

Untitled Film Still, 1980
Einen luftigen Schal um Kopf und Schulter gelegt, sehen wir eine Frau, die an einem modernen Großstadtgebäude der 50er-Jahre vorübergeht. Sie vermittelt den Eindruck einer dynamisch erfolgreichen und modebewussten Geschäftsfrau. Dem Ausdruck ihres Blickes ist nicht zu entnehmen, ob er auf eine Person, auf einen Gegenstand oder auf eine Szene außerhalb des Bildes gerichtet ist. Vielleicht geht der Blick auch an uns Betrachter*innen vorbei ins Leere?

Cindy Sherman legt in ihrer Serie Untitled Film Stills Wert auf eine maximale Offenheit der Situationen, in der sie die Augenblicke festhält. Zu einem der Bilder schrieb die Künstlerin selbst: „Die Situation, die ich vorführe, bleibt im Unklaren. Man weiß nicht so recht, was los ist. Der Gesichtsausdruck der Personen ist so leer, dass du dir selbst Gedanken machen musst. Im Grunde überlasse ich es den Betrachter*innen, was sie sich zurechtfantasieren. Sie entscheiden, wovon die Geschichte handelt. Wie sie das sehen, ist auch davon abhängig, wie er/sie sich an dem Tag gerade fühlt.“

Die Serie Untitled Film Stills umfasst insgesamt 70 Schwarz-Weiß-Fotografien. Die Bilder wurden so inszeniert, dass sie Szenen aus Hollywoodfilmen der 50er- und 60er-Jahre nachstellen. Sie ähneln Filmscreens aus dem Film Noir (Schwarze Serie) und B-Movies, die seinerzeit als Werbung für die Filme verwendet wurden. Obwohl Cindy Sherman sich hier selbst in unterschiedlichen Kostümen fotografierte, stellen diese Arbeiten keine Selbstporträts dar: Indem sie sich selbst in den verschiedenen Rollen fotografiert, macht sie auf die klischeehaften Darstellungen von Frauen aufmerksam.

Die Idee des Rollenspiels verfolgt die Künstlerin in der gesamten Serie der Untitled Film Stills (1977–1980).

Cindy Sherman inszenierte und drehte viele der Szenen der Serie in ihrer Wohnung. Für die Szenen im Freien wies sie ihre Freunde an, die Szenen zu fotografieren. Ob sie nun selbst den Auslöser der Kamera auslöste oder nicht, sie gilt als Autorin der Fotografien.

Untitled Film Still, 1977

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Cindy Sherman, Untitled Film Still, 1977, Gelatin silver print
© Cindy Sherman, Courtesy the artist and Hauser & Wirth
Eine offene Türe gibt den Blick frei auf eine scheinbar alltägliche Badezimmer-Szene: Eine junge Frau beobachtet sich im Spiegel. Ihre blonden Haare wirken unecht im Spiegelbild, wie eine aufgesetzte Perücke. Nur mit einem flüchtig übergeworfenen Handtuch bekleidet, wendet sich die junge Frau dem Spiegel zu. Mit ihrer rechten Hand zeigt sie auf sich selbst. Der Gesichtsausdruck ist ernst und konzentriert. Sie wirkt dennoch ein wenig unsicher und zögerlich, so als würde sie nach einer anderen, noch besseren Pose suchen. Für einen Moment scheint es, als ob sie sich in einem ausgedachten Rollenspiel befindet.

Untitled Film Still, 1978

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Cindy Sherman, Untitled Film Still, 1978, Gelatin silver print
© Cindy Sherman, Courtesy the artist and Hauser & Wirth
Das Bild zeigt eine Frau, die ihr Haus verlässt. Das Gesicht ist ausdruckslos an dem scheinbar eben erst angebrochenen Tag. Wohin geht sie – zur Arbeit? Zu einer Verabredung? Hat sie es eilig? Oder ist es gar nicht ihr Haus, aus dem sie kommt? Ist es vielleicht schon Abend? Wir wissen es nicht.

Untitled Film Still, 1979

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Cindy Sherman, Untitled Film Still, 1979, Gelatin silver print
© Cindy Sherman, Courtesy the artist and Hauser & Wirth
Für diese Fotografie hat sich die Künstlerin an das Kopfende eines großen Bettes gesetzt. Sie trägt eine Brille und ist in der Mode der 1960er-Jahre gekleidet. Völlig in Gedanken versunken, schaut sie am Betrachter vorbei. Vor ihr auf dem Bett mit dunkler Tagesdecke liegt ein geöffneter Brief mit Umschlag. Hat sie soeben den Brief gelesen? Ist sie traurig, überrascht, teilnahmslos oder gar erleichtert? – Finde Antworten in unserem Erzähl-O-Mat:

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