Untitled Film Still, 1980
Einen luftigen Schal um Kopf und Schulter gelegt, sehen wir eine Frau, die an einem modernen Großstadtgebäude der 50er-Jahre vorübergeht. Sie vermittelt den Eindruck einer dynamisch erfolgreichen und modebewussten Geschäftsfrau. Dem Ausdruck ihres Blickes ist nicht zu entnehmen, ob er auf eine Person, auf einen Gegenstand oder auf eine Szene außerhalb des Bildes gerichtet ist. Vielleicht geht der Blick auch an uns Betrachter*innen vorbei ins Leere?
Cindy Sherman legt in ihrer Serie Untitled Film Stills Wert auf eine maximale Offenheit der Situationen, in der sie die Augenblicke festhält. Zu einem der Bilder schrieb die Künstlerin selbst: „Die Situation, die ich vorführe, bleibt im Unklaren. Man weiß nicht so recht, was los ist. Der Gesichtsausdruck der Personen ist so leer, dass du dir selbst Gedanken machen musst. Im Grunde überlasse ich es den Betrachter*innen, was sie sich zurechtfantasieren. Sie entscheiden, wovon die Geschichte handelt. Wie sie das sehen, ist auch davon abhängig, wie er/sie sich an dem Tag gerade fühlt.“
Die Serie Untitled Film Stills umfasst insgesamt 70 Schwarz-Weiß-Fotografien. Die Bilder wurden so inszeniert, dass sie Szenen aus Hollywoodfilmen der 50er- und 60er-Jahre nachstellen. Sie ähneln Filmscreens aus dem Film Noir (Schwarze Serie) und B-Movies, die seinerzeit als Werbung für die Filme verwendet wurden. Obwohl Cindy Sherman sich hier selbst in unterschiedlichen Kostümen fotografierte, stellen diese Arbeiten keine Selbstporträts dar: Indem sie sich selbst in den verschiedenen Rollen fotografiert, macht sie auf die klischeehaften Darstellungen von Frauen aufmerksam.
Cindy Sherman inszenierte und drehte viele der Szenen der Serie in ihrer Wohnung. Für die Szenen im Freien wies sie ihre Freunde an, die Szenen zu fotografieren. Ob sie nun selbst den Auslöser der Kamera auslöste oder nicht, sie gilt als Autorin der Fotografien.
Untitled Film Still, 1977
Untitled Film Still, 1978
Untitled Film Still, 1979