Name der Ausstellung
Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen
Zeitraum und Orte der Ausstellung
11.3.–16.7.2023 im Kunstmuseum Wolfsburg, 9.9.2023–21.1.2024 im Wilhelm-Hack-Museum
Medien
Malerei, Skulptur, Installation, Grafik, Fotografie, Video, Objekte und Gegenstände aus Architektur, Design und Alltagskultur
Künstler*innen
Bas Jan Ader, Claudia Angelmaier, Iván Argote, Amber Ambrose Aurèle, John Baldessari, Michael Barnaart van Bergen, Georg Baselitz, Max Bill, Anna & Bernhard Blume, John Bodin, Corrado Bonomi, KP Brehmer, Mark Brusse, Hal Busse, Philippe Calia, Miguel-Ángel Cárdenas, Lygia Clark, Corneille, Theo van Doesburg, César Domela, Jacob van Domselaer, Lajos d'Ebneth, Cornelis van Eesteren, Tim Eitel, Ndidi Emefiele, Ernest T., Erró, Ian Hamilton Finlay, Sylvie Fleury, Simon Freund, Ryan Gander, General Idea, Isa Genzken, Torben Giehler, Fritz Glarner, Melissa Gordon, Jean Gorin, Camille Graeser, Joachim Grommek, Dieter Hacker, Mary Heilmann, Gregor Hildebrandt, Alfred Hrdlicka, Vilmos Huszár, Remy Jungerman, Barbara Kasten, Tadashi Kawamata, Hiroshi Kawano, Anselm Kiefer, Martin Kippenberger, Jakob Lena Knebl, Imi Knoebel, Krijn de Koning, Joseph Kosuth, Lee Krasner, Germaine Kruip, Louise Lawler, Bart van der Leck, Saul Leiter, Sherrie Levine, Erik van Lieshout, Cristina Lucas, Mathieu Mercier, Piet Mondrian, Jonathan Monk, Thomas Moor, François Morellet, Sarah Morris, Marlow Moss, Robert Motherwell, Simon Mullan, Dennis Oppenheim, Eduardo Paolozzi, Claudio Parmiggiani, A. R. Penck, Gerrit Rietveld, Peter Rozemeijer, Tom Sachs, Yves Saint Laurent, Jörg Sasse, Kurt Schwitters, Bongchull Shin, Kathryn Sowinski, Daniel Spoerri, Magnus von Stetten, Władysław Strzemiński, Grzegorz Sztwiertnia, Sophie Taeuber-Arp, Gerold Tagwerker, Timm Ulrichs, Bolesław Utkin, Lois Weinberger, Ben Willikens, Sebastian Winkler, Piet Zwart
Wer kennt ihn nicht, Piet Mondrian, den berühmten niederländischen Maler, dessen Bilder sich durch quadratische und rechteckige Formen und durch die Farben Rot, Gelb und Blau auszeichnen. Seine Kunstwerke haben unzählige andere Künstler*innen beeinflusst aber es auch bis in den Alltag geschafft. Sie lassen sich in abgewandelter Form auf Kleidungsstücken und Gegenständen, wie Uhren und Kosmetikartikel bis hin zu ganzen Häuserfassaden, wiederfinden. Wie es dazu kam und in welchen Bereichen Piet Mondrians Kunst wiederzufinden ist, das zeigt die Ausstellung Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen im Kunstmuseum Wolfsburg und im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen.

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Sylvie Fleury, Mondrian Boots, 1992, Stiefel, Installationsmaße variabel Sammlung FER Collection, © Sylvie Fleury, Foto: Ursula Engler

Einführung in die Ausstellung

Piet Mondrian wurde 1872 in den Niederlanden geboren. Mit seiner Kunst hat Mondrian besonders ab den 1920er Jahren einen sehr bekannten und einprägsamen Malstil entwickelt. Eine Vielzahl seiner Bilder besteht aus nur wenigen Elementen: Aus schwarzen Linien sowie aus Quadraten und Rechtecken in den Farben Rot, Gelb und Blau auf weißem oder hellgrauem Grund.

Mit diesen Bildern hat Piet Mondrian die Kunstwelt revolutioniert. Viele Künstler*innen haben sich von seinen Kunstwerken inspirieren lassen und ähnliche Kunstwerke geschaffen. Da seine Bildkompositionen leicht übertragbar sind, gibt es inzwischen zahlreiche Anpassungen und Neuschöpfungen seiner Kunstwerke auch im Bereich des Alltags.

Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen im Kunstmuseum Wolfsburg und im Wilhelm-Hack-Museum zeigt rund 150 Kunstwerke, die auf die Bilder von Mondrian Bezug nehmen. Sie zeigt auch Gegenstände aus den Bereichen Mode, Design Architektur und Alltagskultur. Darunter sind auch die berühmten Mondrian-Kleider von dem Modeschöpfer Yves Saint Laurent.

Kapitel

In Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen werden insgesamt sieben originale Kunstwerke von Piet Mondrian präsentiert. Davon ausgehend zeigt die Ausstellung in mehreren Ausstellungskapiteln, dass es unterschiedliche Aneignungsformen der Bilder von Piet Mondrian gibt. Diese Strukturierung ist im Prozess der Ausstellungsplanung entstanden. Sie erleichtert die Beschäftigung mit dem Werk Mondrians und seinen vielfältigen Aneignungsformen.

Piet Mondrian

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Piet Mondrian, Komposition mit Rot, Schwarz, Blau und Gelb, 1928, Öl auf Leinwand, 45,2 x 45 cm, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein Foto: Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein
Eines der sieben originalen Werke Piet Mondrians, welches in dem Rundbau der Ausstellung zu sehen ist, ist das Bild Komposition mit Rot, Schwarz, Blau und Gelb. Die Komposition – auch Bildaufbau genannt – beschreibt den formalen Aufbau und die Zusammensetzung von Gestaltungselementen eines Bildes. Wie der Titel bereits verrät, kombinierte Mondrian in seinem Bild Linien und Farbflächen in den Farben Rot, Schwarz, Blau und Gelb. Wie alle Bilder von Piet Mondrian wurde es sorgfältig und mit viel Zeit konstruiert. Die rote Fläche besticht durch ihre Größe, während die Linien und Farbflächen zusammen ein harmonisches Gleichgewicht ergeben.

Zeitgenoss*innen / De Stijl

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Bart van der Leck, Komposition Nr. 7 (Berglandschaft), 1917, Öl auf Leinwand, 96,3 x 132,4 x 2 cm, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein
In diesem Kapitel werden die Bilder von Piet Mondrian im Zusammenhang seines direkten Umfelds betrachtet. Die Ausstellung zeigt zum Beispiel das Bild Komposition Nr. 7 (Berglandschaft) von dem befreundeten niederländischen Künstler Bart van der Leck. Wie die Bilder von Piet Mondrian weist das Bild ebenfalls eine starke Reduktion von Farbe, Form und Inhalt auf. Bart van der Leck gehörte der von Piet Mondrian mitbegründeten Künstlergruppe De Stijl an. Mitglied der Gruppe war auch der Architekt und Designer Gerrit Rietveld, der den berühmten Rot-blauen Stuhl schuf. Den Stuhl in seiner Grundform entwickelte Rietveld bereits 1917 ohne farbige Fassung. Im Jahr 1923 erhielt der Stuhl schließlich seine charakteristische Farbgebung in den Farben Rot, Blau, Gelb und Schwarz.

(Re-)Konstruktion

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General Idea, INFE©TED Mondrian #6, 1994, Acryl auf Leichtschaumplatte, 55,9 × 55,9 cm, Privatsammlung, Fotonachweis: Privatsammlung © General Idea 2023
Das Kapitel (Re-)Konstruktion zeigt eine Auswahl von Werken, die entweder Bilder von Mondrian nachschaffen oder die im Stil von Mondrian gearbeitet sind. Beispielhaft ist das Werk INFE©TED Mondrian #6 das von dem Künstlerkollektiv General Idea geschaffen wurde. Das Bild ist eine direkte Kopie des bereits oben beschriebenen Gemäldes Komposition mit Rot, Schwarz, Blau und Gelb von Piet Mondrian. General Idea änderte lediglich das Gelb in ein Grün und „infizierte“ damit das Bild mit dem sogenannten GI-Virus (General-Idea-Virus). Mit diesem Kunstgriff machte General Idea auf die in den 1990er-Jahren aufkommende AIDS-Krise aufmerksam, die ein zentrales Thema ihrer Arbeit war.

Kritik / Subversion

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Georg Baselitz, Drug (Remix), 2008, Öl auf Leinwand, 300 × 250 cm, Sammlung Würth, Inv. 11476, Fotonachweis: Studio Georg Baselitz, Foto: Jochen Littkemann © Baselitz 2023
Das Kapitel Kritik / Subversion zeigt Künstler*innen, die sich kritisch oder subversiv mit den künstlerischen Ideen von Piet Mondrian auseinandersetzen. Subversiv bedeutet etwa „aufsässig“, „rebellisch“ oder „umstürzlerisch“. Beispielhaft für dieses Kapitel ist ein Bild von Georg Baselitz. In Drug (Remix) hat Baselitz ein Hakenkreuz in den Farben Rot, Blau und Gelb gemalt. Georg Baselitz stellt damit historische Bezüge zu Krieg und Faschismus her. Er hinterfragt den von Piet Mondrian geführten Kampf gegen die figurative, abbildende Kunst. Zugleich thematisiert er aber auch den gegen Piet Mondrian gerichteten diffamierenden deutschen Nationalsozialismus.

Konstruktion / Dekonstruktion

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Hal Busse, Ohne Titel (Würfelprogression), 1958/59, Kaseinfarbe auf Holz, 36 × 12 × 12 cm, Archiv Hal Busse, Galerie Volker Diehl, Berlin, Fotonachweis: Galerie Volker Diehl und Archiv Hal Busse, Foto: Marcus Schneider © Archiv Hal Busse / Galerie Volker Diehl 2023
In dem Kapitel Konstruktion / Dekonstruktion zeigt die Ausstellung eine Reihe von Künstler*innen, die sich mit Mondrians Bildern konstruktiv, adaptiv oder zitathaft auseinandergesetzt haben. Konstruktiv bedeutet etwa „aufbauend“. Adaptiv meint etwa „sich anpassend“ und zitathaft meint „sichtbare Rückgriffe“. Beispielhaft für das Kapitel ist die Künstlerin Hal Busse und ihre Skulptur Ohne Titel (Würfelprogression). In ihrer Skulptur baut Hal Busse auf Mondrians Bilder auf, indem sie den rechteckigen zweidimensionalen Formen in Rot, Blau, Gelb eine räumliche, dreidimensionale Dimension verleiht und die Farbe Grün hinzufügt – die Mondrian bekanntermaßen nie verwendet hat.

Fusion

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Ndidi Emefiele, Splash, 2017, Acryl, bedrucktes Papier, CD, Textilapplikationen auf Leinwand, 150 x 210 cm, Valeria and Gregorio Napoleone, Collection, London, New York, Mailand, © Ndidi Emefiele, Foto: Gallery Rosenfeld, London
Das Kapitel Fusion versammelt Kunstwerke, die den Einfluss von Piet Mondrian auf andere Künstler*innen oder kulturelle Sphären thematisieren. Fusion bedeutet so etwas wie „Vereinigung“ oder „Zusammenschluss“. Viele der hier gezeigten Künstler*innen hinterfragen den Einfluss von Piet Mondrian auch kritisch. So rechnet z. B. die Malerin Ndidi Emefiele in ihren Bildern mit der Kunst weißer westlicher Künstler ab. In ihrem Bild Splash ist Piet Mondrian durch eine zitathafte Anspielung präsent. In Splash dienen seine Kompositionen nur noch als Dekor einer Bikinihose.

Reflexion / Rezeption

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Jörg Sasse, W-91-04-04, Reutlingen, 1991, C-Print, 38 × 27,1 cm, Courtesy der Künstler © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Jörg Sasse
Das Kapitel Reflexion / Rezeption widmet sich einer weiteren Ebene innerhalb der Beschäftigung mit dem Werk von Piet Mondrian. Rezeption meint in diesem Zusammenhang etwa die Auseinandersetzung mit der Wirkung oder Wirkungsgeschichte eines Werkes. Beispielhaft für dieses Kapitel ist eine Fotografie von Jörg Sasse, in der er der Übernahme von typischen Mondrian-Mustern in der Gestaltung von Alltagsgegenständen, wie hier dem Vorhang, in der Nachkriegszeit nachgeht. Bei anderen Werken in diesem Kapitel sieht man, dass es schon oftmals genügt, wenn die Farben Rot, Blau und Gelb in rechteckigen Formen zusammenkommen, um sofort an Mondrian zu denken.

Mode

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Yves Saint Laurent, Mondrian Cocktail Dress, 1966, Wolle, ca. 96 x 82 cm, Sammlung Kunstmuseum Den Haag, Foto: Kunstmuseum Den Haag
Das letzte Kapitel umfasst das Thema Mode. Die Ausstellung zeigt z. B. die berühmten Mondrian-Kleider des französischen Modeschöpfers Yves Saint Laurent. Seine Kleider haben maßgeblich dazu beigetragen, Piet Mondrians Kompositionen einem größeren Publikum bekannt zu machen. Weiter zeigt die Ausstellung, dass sich sowohl vor als auch nach Yves Saint Laurent auch einige andere Modeschöpfer- und Designer*innen an Mondrians Kompositionen bedient haben. Auch im künstlerischen Schaffen werden die Bereiche von Mode und Kunst hin und wieder kombiniert: So hat Sylvie Fleury für ihre Arbeit Mondrian Boots Lederstiefel mit Mondrian-Motiven aufgespürt, die sie in ihrer Installation der Kunst wieder zurückgibt.