Funfact 1
Piet Mondrian hatte nach Erzählungen zwanghafte Tendenzen, wie eine eigenwillige Fixierung auf Ordnung und Sauberkeit. So erinnerte sich beispielsweise die niederländische Künstlerin und Kunstsammlerin Nelly van Doesburg: „Innerhalb der Umgebung des eigenen Ateliers durfte die Platzierung von Aschenbechern, Tischgedecken etc. nicht verändert werden, und zwar aus Furcht vor der Störung des Gleichgewichts der ganzen Ausstattung.“
Funfact 2
Piet Mondrian liebte Jazz und die zu seiner Zeit aufkommende populäre Tanzbewegung, den Charleston. Zur damaligen Zeit war der Tanz in weiten Teilen der Gesellschaft noch stark verpönt, weil er als unmoralisch angesehen wurde. Wie eigenwillig Mondrian auch hierzu stand, zeigt sein Biograf Hans Janssen. In seiner Biografie berichtet er, dass sich Mondrian 1926 gezwungen sah, der niederländischen Presse ein Interview zu geben, in dem er drohte, niemals in die Niederlande zurückzukehren, wenn das Verbot des Charleston durchgesetzt würde.
Funfact 3
Piet Mondrian war ein Noise-Musikfan. Im Juni 1921 hatte der Künstler Luigi Russolo seine berühmte Performance Bruiteurs Futuristes (dt. Futuristische Krachmacher) im Théâtre des Champs-Elysées in Paris uraufgeführt. Russolo schuf hierfür Instrumente, die er „Intonarumori“ nannte. Es handelte sich um Apparate, die nach der Art der Geräusche benannt sind, die sie erzeugen: Kreischen, Brummen, Knistern, Heulen, Quaken. In einem Artikel für die Zeitschrift De Stijl hat Piet Mondrian daraufhin detailliert beschrieben, wie die Intonarumori die Schaffung einer rein abstrakten Musikform ermöglichen.
Funfact 4
Piet Mondrian war ein Lebemensch. Wer auch immer den Eindruck vermittelt, Piet Mondrian sei ein einsamer, zurückgezogener Mann gewesen, dessen einzige Liebe der Kunst galt, liegt falsch. Wie sein Biograf erklärt, war Piet Mondrian viel unterwegs und ein großartiger Gastgeber. Er genoss Jazz und Tanz und unterhielt gerne andere − obwohl viele Berichte sagen, dass er darin nicht besonders gut war, wie auch die Kunstmäzenin, Sammlerin und Galeristin Peggy Guggenheim bezeugte …
Funfact 5
Piet Mondrian verschmolz sein Zuhause mit seinem Arbeitsplatz. Anstatt ein separates Atelier zu unterhalten, lud Piet Mondrian gerne Gäste ein, um mit ihnen inmitten seiner Arbeiten zu sitzen und sie an philosophischen Diskussionen zwischen seinen Arbeiten zu beteiligen. Mondrian hat diese Methode, Leben und Arbeit miteinander zu verbinden, in seinen Wohnorten in Paris und London noch erweitert. Er strich seine Wände weiß mit vereinzelten farbigen Tafeln und machte seine Wohnung zu einem dreidimensionalen De-Stijl-Kunstwerk, das waagerecht und senkrecht in alle Richtungen ausstrahlte.
Funfact 6
Piet Mondrian liebäugelte mit der Idee, Olivenpflücker zu werden. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Mondrian nach Paris zurück, wo die Stadt gerade zu einer Hochburg für Kreativität, Experimente und Partys wurde. Doch während seines Aufenthalts in Paris machte ihm sein mangelnder Erfolg große Zweifel und ließ ihn darüber nachdenken, sich eine Stelle als Kellner oder Traubenpflücker zu suchen. An seine Freundin Ritsema van Eck in Südfrankreich schrieb er: „… Ich werde einfach im Süden Oliven pflücken. Dort kann ich 12 Fr. [Francs] pro Tag verdienen, davon leben die Leute.“
Funfact 7
Piet Mondrian ist ein Überlebender. Er erkrankte 1918 an der Spanischen Grippe, die mehr Menschenleben forderte als der Erste Weltkrieg (die Zahl der Toten lag weltweit zwischen 50 und 100 Millionen). Der Künstler litt monatelang unter den Symptomen, ließ sich aber von der Krankheit nicht in seiner Kreativität einschränken. 1929 schrieb er an einen Freund: „Während ich die Grippe hatte, habe ich bemerkt, wie konzentriert man unfreiwillig wird, und dass das für die Arbeit umso besser ist.“
Funfact 8
Piet Mondrians Kunst war 1937 Teil der Ausstellung Entartete Kunst. Hierfür wurden zu Propagandazwecken Kunstwerke aus Museen aus ganz Deutschland beschlagnahmt, weil sie nicht zur Ideologie der NS-Diktatur passten. Bemerkenswert daran ist, dass die von Adolf Hitler initiierte Große Deutsche Kunstausstellung, die eine prominente Gegenschau „offizieller Kunst“ zur Ausstellung Entartete Kunst darbieten sollte, nur halb so viele Besucher*innen anzog.
Funfact 9
Die vielfach kursierende Behauptung, Piet Mondrian hätte die Doppellinie als Gestaltungselement erfunden, ist ein Irrtum. 1932 führte Piet Mondrian die Doppellinie als wichtiges Kompositionselement in seine Kunst ein. Es handelt sich dabei um zwei parallel verlaufende Linien, wie sie Piet Mondrian u. a. in seiner Arbeit Komposition in Weiß, Rot und Blau (1936) verwendete. Was kaum einer weiß, bereits 1930 entwickelte die Künstlerin Marlow Moss die Doppellinie als neues Element in ihren Bildern und Piet Mondrian schaute sie bei ihr ab. Er befragte die Künstlerin zur Bedeutung der Doppellinie und holte sich anschließend sogar noch Rat bei dem befreundeten Künstler Jean Gorin ein. Wohlwissend, dass Marlow Moss die Erfinderin der Doppellinie war, verschwieg Piet Mondrian nachfolgend ihre Urheberschaft. Aus künstlerischer Eitelkeit nahm er in Kauf, dass die Künstlerin nachfolgend – von den zumeist männlichen Kollegen (z. B. Georges Vantongerloo und Max Bill) – als Schwindlerin bezichtigt wurde.
Funfact 10
Piet Mondrians Bild New York City 1 hängt seit Jahrzehnten auf dem Kopf. Piet Mondrian hat in seiner künstlerischen Laufbahn zahlreiche abstrakte geometrische Bilder geschaffen. Da kann schon mal Verwirrung entstehen, wie so ein Bild aufzuhängen ist. In der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf sprechen jedenfalls gleich mehrere Indizien dafür, dass das berühmte Bild New York City 1 wohl seit Jahrzehnten verkehrt herum hängt. So zeigt eine originale Fotoaufnahme aus dem Jahr 1944, wie das Bild auf der Staffelei in Piet Mondrians Wohnung in anderer Richtung stand. Die verkehrte Richtung gehört nun zur Geschichte des Bildes und sie verrät viel über das genaue Hinsehen und mögliche Fehler in der Kunstgeschichts­schreibung. Wie rum würdest du das Bild hängen? – Klicke auf das Bild um es zu drehen:
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Piet Mondrian, New York City I, 1941, Öl und Papier auf Leinwand, 120 x 115,2 x 2,7 cm, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Foto: bpk / Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf / Walter Klein