Name der Künstlerin
Jeff Wall
Titel des Werks
Untangling
Jahr
1994
Technik
digitale Bildbearbeitung, Cibachrome-Verfahren
Material
Cibachrome, Aluminiumleuchtkasten, Leuchtmittel
Größe
Außenmaße: 205,1 x 239 x 22,2 cm, sichtbare Größe des Cibachromes: 189,2 x 223,5 cm
Standort
Sammlung Kunstmuseum Wolfsburg
Mit Untangling greift Jeff Wall ein Thema auf, das der Arbeitswelt angehört. Dabei geht es hier, wie in den meisten seiner Fotografien, nicht um das Dokumentieren von Realität. So authentisch die Szene auch wirken mag, so ist auch dieses fotografische Bild sorgfältig komponiert, detailliert vorbereitet und inszeniert.

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Jeff Wall, Untangling, 1994
© Jeff Wall

Werkbeschreibung

Zu sehen ist eine Werkstatt, die als Lager von Motorgeräten dient. An der Holzdecke sind zwei Leuchtstofflampen angebracht, die Licht in den Raum werfen. In den Regalen liegen Rasenmähermotoren und Motorblöcke. Weiter sind Spritzpistolen, Kompressoren, Schubkarren, Bohrmaschinen und andere Werkzeuge zu sehen. Zum rechten Bildrand hin steht ein Arbeiter mit einer blauen Schirmmütze, der offensichtlich etwas sucht. Sein Blick ist aufmerksam und suchend auf ein Regal gerichtet, während er in seiner rechten Hand ein Motorgerät hält. Im Vordergrund ist ein weiterer Arbeiter im blauen Monteuranzug zu sehen. In seinen mit Handschuhen geschützten Händen hält er ein dickes, blau gefärbtes Seil, das sich in einem scheinbar unentwirrbaren Durcheinander von schweren, schlauchartigen Kabeln und andersfarbigen Seilen verliert. Der Titel des Bildes Untangling (etwa das Entwirren) lässt vermuten, dass der Mann sich daran macht, oder bereits daran gemacht hat, das Seil zu entwirren.

Trotz der beklemmenden Enge dieser Werkstatt nehmen die beiden Personen keine Notiz voneinander. Während die Person im hinteren rechten Bildrand aufmerksam etwas sucht, schaut der Arbeiter im Bildvordergrund vertieft und konzentriert auf das Gewirr des Seiles. Das Entwirren, das im Titel der Arbeit angesprochen wird, bezieht sich also nicht nur auf die Arbeitstätigkeit des Mannes, sondern kann hier durchaus auch im Hinblick auf die Beschäftigung mit den eigenen Gedanken verstanden werden.

Wie kam es zur Bildidee von Untangling?

Jeff Wall geht es darum, ein Erlebnis, eine Erfahrung auf eine besondere Weise zu beleuchten. Hinter den meisten Bildern steht eine Begebenheit, die der Künstler selbst gesehen oder wahrgenommen hat. Jeff Wall beschreibt den Ausgangspunkt seiner Bilder wie folgt: „Für viele Fotos gibt es eine Begebenheit, die ich einmal gesehen habe, aber nicht fotografiert habe. Ich fahre viel in meiner Heimatstadt Vancouver herum und sehe viel. Fast alle meine Fotos haben ihren Ausgang irgendwie in Vancouver. Wenn ich also etwas gesehen, aber nicht fotografiert habe, und wenn ich es später dann festhalten will, muss ich es irgendwie nachstellen. Ich muss es nachkonstruieren. Sagen wir einmal, ich habe eine Begebenheit mit zwei Leuten gesehen. Ich brauche also für mein Foto zwei Menschen. Ich frage Freunde, Verwandte, ich engagiere aber auch Schauspieler. Oder alles zusammen. Dann muss ich mich entscheiden, ob ich das Foto an dem Ort machen will, wo mir das Ereignis begegnet ist. Manchmal ist der Platz gar nicht interessant. Nur das, was dort passiert ist, war interessant. In dem Fall suche ich mir also einen anderen Ort.“

Weitere Werke des Künstlers in unserer Sammlung:

Passerby, 1996

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Jeff Wall, Passerby, 1996
© Jeff Wall
In Passerby werden zwei Personen gezeigt, die auf einem Gehweg aneinander vorbeilaufen. Während die eine Person gerade im Schatten des Baumes verschwindet und auf das Dunkle im Bildhintergrund zuläuft, dreht sich die Person im Vordergrund aufmerksam zu ihr um. Es handelt sich hier um eine Szene, die Jeff Wall so selbst gesehen und dann nachgestellt hat. Eine genaue Auflösung der Szene gibt es nicht. Ob die Person im Dunkeln gerade auf der Flucht ist, bleibt ein Geheimnis und ist der Fantasie des Betrachtenden überlassen.

A Hunting Scene, 1994

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Jeff Wall, A Hunting Scene, 1994
© Jeff Wall
In A Hunting Scene überqueren zwei bewaffnete Männer eine Straße und gehen auf eine Siedlung zu. Sind sie auf der Flucht oder zum Angriff bereit? Die Ursache des Geschehens bleibt unbestimmt. Jeff Wall erzählt auch hier weder den Anfang noch das Ende der Geschichte. Nur die Mitte. Inspiriert zu diesem Bild wurde Jeff Wall durch Film Die Jagd von Carlos Saura aus dem Jahre 1965.