Zu sehen ist eine Werkstatt, die als Lager von Motorgeräten dient. An der Holzdecke sind zwei Leuchtstofflampen angebracht, die Licht in den Raum werfen. In den Regalen liegen Rasenmähermotoren und Motorblöcke. Weiter sind Spritzpistolen, Kompressoren, Schubkarren, Bohrmaschinen und andere Werkzeuge zu sehen. Zum rechten Bildrand hin steht ein Arbeiter mit einer blauen Schirmmütze, der offensichtlich etwas sucht. Sein Blick ist aufmerksam und suchend auf ein Regal gerichtet, während er in seiner rechten Hand ein Motorgerät hält. Im Vordergrund ist ein weiterer Arbeiter im blauen Monteuranzug zu sehen. In seinen mit Handschuhen geschützten Händen hält er ein dickes, blau gefärbtes Seil, das sich in einem scheinbar unentwirrbaren Durcheinander von schweren, schlauchartigen Kabeln und andersfarbigen Seilen verliert. Der Titel des Bildes Untangling (etwa das Entwirren) lässt vermuten, dass der Mann sich daran macht, oder bereits daran gemacht hat, das Seil zu entwirren.
Trotz der beklemmenden Enge dieser Werkstatt nehmen die beiden Personen keine Notiz voneinander. Während die Person im hinteren rechten Bildrand aufmerksam etwas sucht, schaut der Arbeiter im Bildvordergrund vertieft und konzentriert auf das Gewirr des Seiles. Das Entwirren, das im Titel der Arbeit angesprochen wird, bezieht sich also nicht nur auf die Arbeitstätigkeit des Mannes, sondern kann hier durchaus auch im Hinblick auf die Beschäftigung mit den eigenen Gedanken verstanden werden.
Jeff Wall geht es darum, ein Erlebnis, eine Erfahrung auf eine besondere Weise zu beleuchten. Hinter den meisten Bildern steht eine Begebenheit, die der Künstler selbst gesehen oder wahrgenommen hat. Jeff Wall beschreibt den Ausgangspunkt seiner Bilder wie folgt: „Für viele Fotos gibt es eine Begebenheit, die ich einmal gesehen habe, aber nicht fotografiert habe. Ich fahre viel in meiner Heimatstadt Vancouver herum und sehe viel. Fast alle meine Fotos haben ihren Ausgang irgendwie in Vancouver. Wenn ich also etwas gesehen, aber nicht fotografiert habe, und wenn ich es später dann festhalten will, muss ich es irgendwie nachstellen. Ich muss es nachkonstruieren. Sagen wir einmal, ich habe eine Begebenheit mit zwei Leuten gesehen. Ich brauche also für mein Foto zwei Menschen. Ich frage Freunde, Verwandte, ich engagiere aber auch Schauspieler. Oder alles zusammen. Dann muss ich mich entscheiden, ob ich das Foto an dem Ort machen will, wo mir das Ereignis begegnet ist. Manchmal ist der Platz gar nicht interessant. Nur das, was dort passiert ist, war interessant. In dem Fall suche ich mir also einen anderen Ort.“
Passerby, 1996
A Hunting Scene, 1994